Donnerstag, 11. November 2010

Können Fische lieben?

Heute wird das 59. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg mit Matías Bizes Film „La Vida de los Peces“ im Schlossgarten eröffnet

Die Freude wird groß sein heute Abend, wenn im Kino im Schlossgarten I das 59. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg feierlich eröffnet wird. Kino satt! – mit 45 anspruchsvollen Autorenfilmen in den nächsten elf Tagen. Aber zu lachen gibt es erst mal nichts: In dem Eröffnungsfilm „La Vida de los Peces“ (Das Leben der Fische) von Matías Bize wird höchstens andeutungsweise mal gelächelt. Fesselnd bis zur letzten Minute geht es um die große Liebe, die verloren scheint, und die Zeit, die man nicht einfach zurückdrehen kann.

Nach 10 Jahren wieder in Chile

Dabei müsste doch eigentlich die Freude groß sein, als Andrés zum ersten Mal wieder in seinem Heimatort in Chile Freunde besucht. Vor zehn Jahren hat er das Land verlassen, lebt jetzt in Berlin und schreibt Artikel für Reisemagazine. Aber schon die erste Einstellung, der bezaubernde Hauptdarsteller Santiago Cabrera in Großaufnahme, macht klar: Hier wird gegrübelt. Die Freunde sind traurig, dass er nur als Tourist gekommen ist und schon am nächsten Tag zurückfliegen wird.

Während einer Geburtstagparty trifft er alle, die für ihn früher wichtig waren: seine Freunde, die Mutter seines verunglückten besten Freundes, und schließlich die Frau, die ihm – wieder oder noch immer - am meisten in seinem Leben bedeutet: Beatriz. Matís Bize konzentriert sich konsequent auf die Beziehung zwischen den Menschen, meistens aus der Sicht von Andrés. Die Kamera (geführt von Bárbara Álvarez) klebt ihm regelrecht im Nacken, sie verfolgt ihn, lässt ihn nicht aus den Augen, blickt über seine Schulter und wackelt, als würde sie die Balance zwischen Leichtigkeit und Schwermut nicht halten können. Das schafft viele, sehr eindringliche, intime Momente. Die übrigen Partygäste sind zwar da, werden aber kaum wahr genommen.

Beatriz und die wahre Liebe

Jeder erzählt ihm von seiner Sehnsucht oder seine Geschichte, die mit den anderen zusammenhängt, aber je nach Perspektive immer ein bisschen anders klingt. Musik setzt nur in besonders dramatischen Augenblicken ein, ansonsten muss man die Stille ertragen. Andrés denkt viel nach, er hört zu, ist ruhig. Die Aussprache zwischen Beatriz (sinnlich: Blanca Lewin) und ihm findet hinter einem Aquarium statt. Die Fische darin schwimmen im Kreis, stoßen an ihre Grenzen. Bleiben stumm und versuchen immer wieder neue Bahnen. Aber sie schwimmen im Schwarm. Das ist der größte Unterschied zu Andrés, dem Egoisten. Er hat sie verlassen und will zurück nach Berlin. Mit ihr? Es kommt fast zu einem Happy End, auf Beas Lippen liegt endlich ein Lächeln, und Andrés verlässt die Party mit einem Ausdruck unendlicher Sehnsucht. Warum muss wahre Liebe nur immer so quälend sein? Fühlen Fische auch so?

Regisseur Matías Bize wurde in Mannheim entdeckt

Matías Bize, 1979 in Santiago de Chile geboren, wird heute Abend bei der Eröffnung dabei sein. Es ist sein fünfter Film. Er hatte bereits in diesem Jahr in Venedig seine Premiere. Beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg läuft er in der eigens für ihn eingerichteten Reihe „Discoveries Trail“. Sie ist denen gewidmet, die während des Filmfestivals Mannheim-Heidelberg entdeckt wurden. 2003 wurde der experimentierfreudige Bize mit seinem ersten Spielfilm „Sábado – Das Hochzeitstape“ mit dem Rainer-Werner-Fassbinder-Preis ausgezeichnet. Diesmal läuft sein Film außer Konkurrenz.

Info: Weitere Aufführungen in Heidelberg, Kino im Schlossgarten I am 14.11., 14 Uhr und am 20.11., 18 Uhr, in Mannheim an 12.11., 22 Uhr, und 17. 11, 18 Uhr, jeweils im Kino im Stadthaus I, am 14.11., 21.15 Uhr, im Kino Atlantis.

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