Dienstag, 12. Juli 2011

Content ! - Redaktionsbüro: Neues Literaturmagazin für kreative Studenten

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Neues Literaturmagazin für kreative Studenten

[Lautschrift] mischt die Literaturszene auf

Es ist quadratisch, progressiv, geistreich und verführt zum literarischen Genuss: Zum Anbeißen verlockend ist das neue Literaturmagazin [Lautschrift] mit ausgewählten Texten, Fotografien und Zeichnungen von Studierenden in Baden-Württemberg.

Herausgegeben wird es von den beiden Tübinger BA-Studentinnen Cindy Ruch und Jennifer Six, die damit die neue Literatur und Kunst der Gegenwart beleuchten und bewegen wollen. Die Idee dazu hatten sie während ihres Auslandsemesters in Dublin und Brisbane, wo die „junge Literatur beeindruckend gefördert wird“. „Da wir selbst Internationale Literaturen und Anglistik/Amerikanistik studieren und selbst schreiben, war es uns sehr wichtig, speziell solch eine Talentförderung auch in Deutschland zu ermöglichen“, erklärt Cindy Ruch. Zwar würden an deutschen Universitäten Kurse zum „Kreativen Schreiben“ angeboten, aber die kreative Verbindung untereinander fehle.

Mit unternehmerischen Mut, viel Engagement und einer Startauflage von 1000 Exemplaren bieten die jungen Herausgeberinnen mit dem Magazin [Lautschrift] den talentierten Studierenden zunächst in Baden-Württemberg die Chance, aufzufallen und ein für junge Kunst aufgeschlossenes Publikum zu finden. Damit der Qualitätsanspruch gewahrt bleibt, sind die Autorin Nina Jäckle und der Buchautor und FAZ-Kolumnist Georg M. Oswald als Juroren an der Auswahl beteiligt.

Studienorte mit literarischer Tradition

Das neue deutsch- und englischsprachige Literaturmagazin „verschreibt sich den sprachlichen und literarischen Grenzüberschreitungen. Wir wollen die Literaturwelt im Print-Format lebendig machen und sie mit [Lautschrift] spannend und kreativ präsentieren: in Schrift und Bild“, beschreiben die Herausgeberinnen ihr sehr ansprechendes Projekt. Neben den interessanten Texten, Fotos und Zeichnungen stellen sie die Universitätsstädte als Studienorte mit literarischer Tradition vor.

Für vier Euro ist es in campusnahen Buchhandlungen in Baden-Württemberg oder über www.lautschriftmagazin.de zu haben (in Heidelberg in der Buchhandlung lehmanns media und in der Bibliothek der Germanistik). [Lautschrift] erscheint regelmäßig einmal im Semester bzw. zweimal im Jahr und kostet jeweils 4 Euro. Auf der Internetseite gibt es auch Informationen für die kommende Ausgabe zum Thema „Aufbruch“, an der die Studierenden in Baden-Württemberg und Bayern mit Gedichten, Prosa, Theaterstücken, Essays, Fotografien und Zeichnungen noch bis zum 15. November 2011 mitwirken können.

Carmen Oesterreich

Sonntag, 3. Juli 2011

Content ! - Redaktionsbüro: Kindertheater auf dem Schloss Heidelberg

Content ! - Redaktionsbüro: Kindertheater auf dem Schloss Heidelberg: "Nackte Tatsachen im Englischen Bau Die Fans des Kinder- und Jugendtheaters Zwinger3 feiern die Uraufführung von „Des Kaisers neue Kleider“ ..."

Kindertheater auf dem Schloss Heidelberg

Nackte Tatsachen im Englischen Bau


Die Fans des Kinder- und Jugendtheaters Zwinger3 feiern die Uraufführung von „Des Kaisers neue Kleider“ mit viel Applaus

Bevor mit dem Intendantenwechsel zum Ende der Saison auch ein Teil des Ensembles des Heidelberger Kinder- und Jugendtheaters Zwinger3 „Ade“ sagen wird, hat es auf dem Heidelberger Schloss unter freiem Himmel noch einmal kräftig aufgetrumpft. Frei nach dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen haben Dominik Günther und Heike Vollmer die Geschichte um Lug und Trug mit viel Witz, Musik und Slapstick aufgepeppt.

Dabei ist das eine ziemlich wackelige Angelegenheit: Die Bühnen- und Kostümbildnerin Heike Vollmer hat die Kulisse des Englischen Baus andeutungsweise auf einer nach links und rechts kippenden Bühne nachgebaut. Für Balance oder Stillstand müssen die Schauspieler sorgen, aber danach ist denen nur selten zumute. Denn ihre Spielfiguren erkennen nach und nach, dass der verschwenderische Lebensstil des autoritären Kaisers gegenüber den Interessen des Volkes eine ziemlich wackelige Angelegenheit ist.

Schneller Slapstick

Cedric Pintarelli als „der kleine Klaus“ und Dominik Knapp als „der große Klaus“ sorgen mit ihrem komödiantischen Talent für viel Tempo. Die beiden Hofmusikanten werden vom Kaiser gefeuert, weil dieser sonst nicht die teuren, neuen Kleider zu seinem Geburtstag bezahlen kann. Er wünscht sich ein exklusives, nie dagewesenes Outfit und sucht dafür Pariser Modedesigner.

Zum Glück kommen die beiden hungrigen Landstreicher auf die Idee, dass sie sich ja am Hof bewerben können. Weil dieses Können aber rein gar nichts mit der Kunst des Schneiderhandwerks zu tun hat und ihnen auch das Material zum Nähen fehlt, greifen sie tief in die Märchenkiste und singen ähnlich dem Vorleser „Zauberzunge“ in Cornelia Funkes „Tintenherz“ diverse Märchengestalten herbei. Die sind allerdings ziemlich grimmig und unhöflich, sagen „hää“ statt „Wie bitte“ und denken nicht daran, etwas von sich herzugeben. Joanna Kappsch beweist in diesen kurzen Szenen ihre schauspielerische Wandlungsfähigkeit von der lieben Prinzessin über die herrische Frau Holle bis zum rasenden Däumling, Kerstin Ohlendorf brilliert als selbstbewusste Hofdesignerin ebenso wie als Göre Rotkäppchen und verführerische Rapunzel.

Tipps vom Teufel

Egal, wer sie sind, sie werden reingelegt, bis der Teufel mit den drei goldenen Haaren kommt. Ulf Schmitt als sonst diensteifriges, ministerielles „Froschgesicht“ ist in dieser rabiaten Rolle kaum wiederzuerkennen. Er verrät, wie die Karl Lagerfeld-Doubles „Claude & Claude“ den Kaiser austricksen können. Sie tun, als ob und behaupten, dass nur Dummköpfe die edlen Stoffe und schönen Schnitte nicht sehen könnten. Da sich niemand eine Blöße geben will, werden sie letztlich vom gesamten Hofstaat und dem Volk unterstützt.

Massoud Baygan spielt den Kaiser als eitlen Fatzke, dem jeder sein ausschließliches Faible für extravagante Kleider abnimmt. Als er die „nackten Tatsachen “ erkennt, lässt er erst Recht die Hüllen eines kaiserlichen Würdenträgers fallen. „Echt schwul“, sagt dazu lobend das jugendsprachlich geprägte Publikum. Das amüsiert sich köstlich, und einmal losgelassen, gehen Schauspieler und Zuschauer in dieser fetzigen Inszenierung von Dominik Günther richtig ab und tanzen den Waka-Waka-Wupi-Dance.

Noch ein Grund zum Jubeln: Massoud Baygan und Joanna Kapsch bleiben beim Kinder- und Jugendtheater in Heidelberg, Cedric Pintarelli bleibt in der Nähe: Er wechselt zum Schnawwl, dem Kinder- und Jugendtheater des Nationaltheaters Mannheim.

Weitere Vorstellungen im Englischen Bau am 6.,8.,13. und 18. – 22.7. jeweils um 10 Uhr, am 7. und 15.7. jeweils um 9.30 Uhr. Familienvorstellungen gibt es am 9., 10. und 17.7. jeweils um 17 Uhr und am 23.7. um 11 Uhr.

Carmen Oesterreich


Freitag, 1. Juli 2011

Romeo und Julia - Tanzprojekt in Heidelberg

Assi Stress zwischen

feinen Pinkeln und aufgestylten Punks

Packende PVC-Premiere von „Romeo und Julia“

mit 50 jugendlichen Tänzern und großem Orchester im Opernzelt

Von Carmen Oesterreich

Wenn man vergisst, dass da oben das Orchester spielt und unten getanzt wird, wenn Musik und Choreographie zu einem Ganzen verschmelzen und wenn so mancher Zuschauer hin und wieder schlucken oder sich gar dezent die Augen reiben muss – dann passiert etwas so enorm Spannendes und Bewegendes im Opernzelt in Heidelberg, dass man danach ruhig von einem „großen Abend“ sprechen darf. Das liegt natürlich einerseits an der dankbaren, jahrhundertealten, tragischen Liebesgeschichte zwischen Romeo und Julia, andererseits aber liegt es noch mehr an der großartigen Leistung der fast fünfzig Mädchen und Jungen zwischen elf und 21 Jahren. Sie alle sind die Stars des Abends.

Choreograph Gary Joplin hat das Tanzprojekt einstudiert

In dieser Koproduktion von pvc Tanz Freiburg Heidelberg, dem Philharmonischen Orchester und dem Haus der Jugend tanzen sie (fast) so perfekt und vor allem ausdrucksstark wie die Profis. Der Choreograph und Tänzer Gary Joplin hat das Tanzprojekt mit den jungen Laientänzern seit Ende Januar einstudiert und sich dabei auch auf die aktuellen Befindlichkeiten der Jugendlichen eingelassen. So stellen sie mit „Romeo und Julia“ nicht so sehr die Liebesgeschichte der Kinder aus zwei verfeindeten Familien dar, wie es im 16. Jahrhundert William Shakespeare gemacht hatte, sondern sie zeigen eine aktuelle Geschichte vom Scheitern ganzer Banden. Man denkt erst ein bisschen an die West-Side-Story, die den Familienclinch in einen New Yorker Bandenkrieg einbettet.

Familie ist out

Aber hier ist Familie ganz out, die Clique ist der Ersatz. Miteinander geredet wird nur übers Handy. Romeo macht seine Freundin Rosalinde per SMS zur Ex:„ will keinen Stress, sorry“. Übers so genannte „soziale Netzwerk“ wird gemobbt, bis es Tote gibt. Aus Facebook wird an der Leinwand „Facebruch.Komm“, sei es nun der Gesichtsverlust des Einzelnen oder der erhoffte Bruch der Bloggerin Benvolia (Fatima Cinemre) mit diesem Datengiganten im Internet. In ihrem letzten Blog erzählt sie die Story von „Romeo und Julia“ rückblickend.

Zeitgenössischer Tanz zur Musik von Sergei Prokofjew

Mit einem Fingerschnipsen von ihr setzt das Philharmonische Orchester Heidelberg mit der wunderschönen Ballettmusik von Sergei Prokofjew ein, während sich die eher gelangweilten Jugendlichen auf einem düsteren Gelände zu ihren typischen Revierkämpfen treffen. Die Capulets sind gekleidet wie kleine Mafiosi in Pink und Grau, die Montagues gestylt wie Punks (Bühnenbild und Kostüme: Ariane Schwarz und Julica Schwenkhagen). Assi Stress gibt es erst, als sich Mont Romeo (Doga Gürer) und Cap Julia (Sina Schiller) ineinander verlieben. Sie wird als „Schlampe“ denunziert, der „Wixxa“ vor dem „Scheiß“ gewarnt.

Unter dem Dirigat von Ivo Hentschel (der nach der Vorstellung für sein besonderes Engagement mit dem Preis des Theater-Freundeskreises ausgezeichnet wurde) erklingt die Musik so eindringlich wie zurückhaltend zugunsten der „Gangster“, deren tänzerischer Kampf mit Ellenbogen, Fußtritten und einer Furcht einflößenden Mimik „Stil“ hat. Viele Ideen vom klassischen Ballett über Modern Dance bis zum Breakdance werden unter der Regie und Choreographie von Gary Joplin sehr stimmig zu Musik und Handlung umgesetzt. Das passt alles gut zusammen und wird durch die rasanten „Breaks“ der Skater und Breakdancer aus dem Haus der Jugend, die den Tod vorausahnen, noch verstärkt.

Tanz in den Tod

Besondere tänzerische Leichtigkeit zeigt Mercutio (Julik Mkrtumian), der quirlig und übermütig solange um die Gegner herumtänzelt und provoziert, bis es ihn hart erwischt. Nach seinem Tod wird‘s ernst. Er bleibt nicht der einzige, da bleiben alle treu an Shakespeares Story. Bemerkenswert ist, wie gefühlvoll die Stimmung umschlägt und die Tänzer ihrer Trauer um Julia nachspüren – da herrscht, abgesehen von der Musik, Totenstille im Opernzelt! .

Schade, dass diese, am Ende mit viel Applaus gelobte letzte Premiere unter der Intendanz von Peter Spuhler nur noch zwei Mal aufgeführt wird: am 2.7. um 19.30 Uhr und am 3.7. um 18 Uhr im Opernzelt (Karten unter Tel.: 06221/ 582 00 00).

Freitag, 14. Januar 2011

Content ! - Redaktionsbüro: Alles unter einem Hut

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Alles unter einem Hut

Das Udo-Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ ist am Potsdamer Platz in Berlin angekommen

Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung rast Udo Lindenberg mit seinem „Sonderzug nach Pankow“ mitten hinein in ein Musical um die Themen deutsche Teilung, Mauerfall und die ganz große Liebe in Ost-Berlin. Die neue Produktion der Stage Entertainment „Hinterm Horizont“ wurde gestern im Theater am Potsdamer Platz uraufgeführt. Das passt: Genau dort ging jahrzehntelang ein Riss durch die Welt. Hier der Westen, dort der Ostblock. Aber jetzt ist alles klar auf der Andrea Doria, das Musical mit 26 Songs von Udo Lindenberg ist eine Hommage an sein Lebenswerk.

1983 war noch alles anders. „Panik“ steht auf dem Gürtel von Schlosserlehrling Elmar, der damals in der DDR nichts lieber sein wollte als frei. Frei, um die Welt kennen zu lernen. Frei, um Udo Lindenberg mit seinem Panikorchester beim Konzert „Rock für den Frieden“ im Palast der Republik live mitzuerleben. Für Elmar (Christian Sengewald) ist der lässige Musiker aus dem Westen einer, der „mal Klartext“ redet. „Wenn ich Udo reden höre, kriege ich die Hoffnung, dass sich doch noch was ändert!“, sagt er zu seiner Schwester Jessy, mit der er gemeinsam „gegen die Strömung, gegen den Wind“ strebt. Jessy, als FDJ-Mädchen dazu ausgewählt, Udo nach dem Konzert artig Blumen zu übergeben, wird für den Rockstar im Musical „das ganz heiße Mädchen aus Ost-Berlin“.

Hat Udo einen Sohn vom Mädchen aus Ost-Berlin?

Für eine „Superstory“ zum Thema 20 Jahre deutsche Einheit weckt die Journalistin Mareike (Nadja Petri) ihre Erinnerungen. Regisseur Ulrich Waller, Intendant des St. Pauli Theaters in Hamburg und ein guter Freund von Udo Lindenberg, hat diese als roten Faden für das Musical zwar rührend, aber nicht allzu kitschig gesponnen. Geschickt verknüpft er historische Filmaufnahmen mit den Szenen auf der Bühne oder in nachgedrehten Sequenzen, gibt einen Einblick in Lindenbergs Stasi-Akte und in die Plattenbau-Wohnstuben damals und heute. Erfolgsautor Thomas Brussig („Sonnenallee“), der den Hype um Lindenberg als „echter Ossi“ erlebt hat, sorgt für witzige, hintergründige und pointierte Dialoge. Udo Lindenberg selbst vertraut nicht nur auf seine Musik und den satten Sound (arrangiert von Henrik Menzel und Andreas Herbig), sondern heizt das Musical zurzeit werbewirksam als „nah an der Realität“ an. Ob es die geliebte „Manu“, im Musical Jessy genannt, wirklich gegeben hat, lässt er genauso offen wie die Frage nach dem gemeinsamen Sohn.

Udos Markenzeichen, der Hut, prägt in XXXL-Größe das Bühnenbild (Raimund Bauer). Im Prolog spiegeln sich in den Gläsern der ebenfalls für den Altrocker typischen Sonnenbrille die Bilder zu Mauerbau, spontaner Flucht und ergreifenden Abschiedsszenen, während die verräterischen Worte Walter Ulbrichts fallen: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.“ Regisseur Waller schafft einen schönen Übergang zum Musical, wenn Serkan Kaya als Udo-Double auf dem Riesen-Hut sein erstes Lied vom „Mädchen aus Ost-Berlin“ singt.

Kaya hat die Gesten, Bewegungen, das schnoddrige Nuscheln, die dünne Stimme und den „äußerst fragwürdigen Umgang mit einem hochwertigen Konsumgut“ (O-Ton Stasi zum Spiel mit dem Mikrofon) so gut drauf, dass Udo Lindenberg ihn zu seinem „geilsten Stellvertreter auf Erden“ gekürt hat. 100prozentig nüchtern auf der Bühne trägt er maßgeblich zum Gelingen dieses Berlin-Musicals bei.

Gitarren statt Knarren

Darin wird es schwierig mit der Liebe zu Jessy (einfühlsam gespielt von Josephin Busch). Die, die am liebsten unter einer Decke stecken würden, müssen ständig auf der Hut vor der Stasi sein. Regimekritik gibt es in fetzigen Tanzszenen (Choreografie Kim Duddy), etwa wenn die jungen „Blauhemden“ vor dem Haus der Talente aus dem DDR-eigenen Lipsi-Tanz ausbrechen und beim Boogie-Woogie oder Rock’n Roll abhotten. Im Gleichschritt marschieren Kampftruppe und Gitarristen auf: „Gitarren statt Knarren“. Mit vielen Details ausgeschmückt ist Jessys Ankunft in Moskau, wo sie Udo während eines Konzerts wiedersieht. Zur Parodie geraten die Szenen in „Erichs Lampenladen“, als die Genossen Udos Konzerttournee verbieten und voller Panik vor einem Aufruhr selbst ein Double für Udo Lindenberg casten. Bevor es zu Elmars Ballonflucht - direkt vorbei am „Republikpalast“ - kommt, geht’s bei der Stasi so brutal zu, dass Jessy notgedrungen zur informellen Mitarbeiterin „IM Regenwurm“ wird. Für Udo ist es deshalb aus mit der Liebe.

Erst zum 20-jährigen Jubiläum der deutschen Einheit finden sie im Foyer von Lindenbergs Dauerwohnsitz, dem Hamburger Hotel Atlantic, wieder zusammen. Sohn Steve (als Jugendlicher „voll korrekt“: Christopher Brose) erschrickt beim Gedanken an Schlagerpapa Udo. Zunächst denkt er an „den Bademantel-Opi“ (in Anspielung auf Udo Jürgens, dem derzeit in Stuttgart das Stage Entertainment-Musical „Ich war noch niemals in New York“ gewidmet ist), dann erst an „Mr. Coolman“: „Der ist ja noch schlimmer.“ Udo Lindenberg (64) ist mit seinen Fans in die Jahre gekommen. Reif fürs Musical. Standing Ovations fürs gesamte Team, und natürlich besonders für den anwesenden echten Star, der beim Premieren-Finale selbst auf der Bühne rockt.

Carmen Oesterreich

Info: Hinterm Horizont, Theater am Potsdamer Platz, Marlene-Dietrich-Platz 1, Berlin.

Tel.: 01805/44 44, www. stage-entertainment.de, Karten kosten 36 bis 116 Euro.